Fähigkeiten, die in Zukunft den Unterschied machen

 

Die Digitalisierung prägt unsere Wirtschafts- und Arbeitswelt. Unternehmen und Rollen verändern sich. Der Begriff Skill Shift steht für die Verschiebung der benötigten Fähigkeiten in diesem Wandel.
 

Unternehmensmissionen und Funktionen verändern sich

 
Immer mehr Unternehmen beschäftigen sich angesichts der voranschreitenden Technologie und künstlichen Intelligenz mit der Frage, welche Funktion sie in Zukunft am Markt erfüllen. Das Taxiunternehmen zum Beispiel fürchtet um ihre Existenz, wenn das führerlose Auto Einzug hält. Dieselbe Frage stellen sich die Autohersteller. Spielt das Design, die Motorisierung und das Fahrgefühl in Zukunft eine weit untergeordnete Rolle, weil die Interaktion zwischen den Fahrzeugen im Strassenverkehr, das Erkennen der Verkehrssituation, die Verbindungen und Zeitersparnisse wichtiger werden? Nicht nur die Automobilindustrie, sondern viele Industrien sehen sich mit ähnlichen Fragen konfrontiert: Personalvermittlungsagenturen, Banken, Versicherungen, Hotels oder Stromproduzenten.

Welche Rollen werden zukünftig in Unternehmen gebraucht, wenn Plattformen, Kooperationen und Datenveredelung ins Zentrum rücken? Joël Luc Cachelin (www.wissensfabrik.ch) bezeichnet sie als Plattform-Designer, Ökosystem Gärtner, Schnittstellen-Koordinatoren, Cyber-Offiziere oder Datenalchimisten. Wie schaffen wir es, uns diese Fähigkeiten anzueignen?

Neue Betriebssysteme sind gesucht


Die Betriebssysteme von Organisationen stossen an ihre Grenzen. Das Ordnungsprinzip „Hierarchie“ hat Mühe mit dem ständigen Wandel. Ziele ändern sich, Planungszyklen verkürzen sich und Management-Prinzipien wie Lean- oder Quality Management, welche gut in hierarchischen Organisationen funktionieren, sind ausgereizt. Unternehmen sind dermassen optimiert und rationalisiert, dass die Mitarbeitenden in ihrer Arbeit und Autonomie sehr einschränkt sind: du hast 16 Minuten Zeitbudget für eine Hotelzimmerreinigung, ein Kundenkontakt am Call Center darf nicht länger als 2 Minuten dauern, eine Kontoeröffnung nicht mehr als 48 Stunden. Prozesse sind durchgetaktet, auf ein Minimum reduziert, Abweichungen oder etwas ausprobieren ist nicht vorgesehen, Fehler machen ebenfalls nicht. Kreativität, Flexibilität, Neugier oder etwas Anderes ausprobieren sind in diesen Aufgaben wenig bis gar nicht gefragt.

Mit der Automatisierung übernimmt die Maschine zunehmend solche Aufgaben. Die Maschine wird zum Helfer und Unterstützer in einfachen aber auch komplexen Aufgabenstellungen. Mitarbeitende werden dort eingesetzt, wo die Maschine an ihre Grenzen stösst: kreative Aufgaben, Aufgaben die nicht routinemässig ablaufen und damit nicht automatisiert werden können oder kognitive Aufgaben, bei welchen experimentiert und in Teams zusammengearbeitet wird. Und plötzlich sind Fähigkeiten wie Kreativität, Neugier oder Selbständigkeit sehr gefragt. Eigentlich eine gute Nachricht für uns alle. Aber wie schaffen wir diese Kehrtwendung?